Käufer von M-Budget-Produkten müssen flexibel sein. Denn das Angebot variiert von Filiale zu Filiale beträchtlich. Und speziell Leiter von kleinen Läden nehmen manche Produkte gar nicht in ihr Sortiment auf. Aber nicht nur das. Die Migros verändert ihr Billiglinien-Sortiment unablässig. Etwa, indem sie gewisse Produkte aus der Billiglinie nimmt, ins Normalsortiment verschiebt, Packungen vergrössert, Rezepturen vereinfacht.
- Verschwunden: Mokka ist in der Schweiz das beliebteste Joghurt-Aroma. Bis im Sommer 2008 waren vier Budget-Becher für Fr. 1.40 zu haben. Jetzt gibts Mokka-Joghurts nur noch im Normalsortiment, dafür 71 Prozent teurer. «Die Nachfrage lag unter den Erwartungen», begründet die Migros.
«Als Alternative wurden ein Erdbeer-Light- und ein probiotisches Erdbeer-Jo-ghurt eingeführt.» Diesen Frühling hat die Migros auch die grossen M-Budget-Birchermüesli-Becher aus dem Joghurt-Sortiment genommen. Wer Lust auf ein Birchermüesli-Joghurt hat, zahlt 75 Prozent mehr. Doch die Migros wendet noch andere Kniffe an:
- Verschoben: Die sogenannten Pausenschnittli, Biskuits mit Himbeerfüllung, füllt sie neuerdings nicht mehr in M-Budget-Packungen, sondern in jene der neu geschaffenen M-Classic-Linie. Und schreibt auch noch einen 11 Prozent höheren Preis drauf. Die Migros verteidigt sich: Sie habe den Preis erhöht, bevor sie die Verpackung geändert habe. Grund seien Preiserhöhungen bei den Rohstoffen.
- Vergrössert: Ohne Mühe hat der K-Tipp 35 M-Budget-Produkte gefunden, deren Packung die Migros in den letzten zwei Jahren vergrössert hat. Und zwar massiv: 17 Produkte um bis zu 49 Prozent, 14 Produkte um 50 bis 99 Prozent, und 4 sind teils mehr als doppelt so gross. Immerhin: Ein Teil der Produkte ist so günstiger geworden.
Aber nun verkauft die Migros Packungsgrössen, die sich weder für kleinere Haushalte noch für kleinere Kühlschränke eignen. Beispiele: 3 kg Pommes frites, 2,5 kg Karotten oder Zwiebeln, 2 kg Pouletschenkel, 1,2 kg Ravioli oder Spätzli, 750 g Nature-Joghurt oder Magerquark, 300 g Frischkäse, 15 Eier. Und dann erst die 1,5 kg Instant-Kakaogetränk im Kunststoffbeutel: Das sind rund 650 Kaffeelöffel. Der Beutelinhalt passt in kein vernünftiges Vorratsglas. Fazit: Kleinhaushalte müssen auf gewisse M-Budget-Produkte verzichten und sie durch teurere ersetzen.
Bei Coop und Aldi kleinere Packungen
Solche Angebote richteten sich «an Familien», schreibt die Migros. In den Packungsgrössen sieht sie kein Problem. «Klar ist aber», so die Migros weiter, «dass grössere Packungen helfen, die Verkaufspreise trotz laufend steigender Kosten zu halten.» Auffallend jedoch: Manche der oben erwähnten Produkte stecken bei Coop (Prix Garantie) und Aldi in kleineren Packungen. Und dies, ohne dass sie teurer wären.
Vereinfacht: «Diese 302 Produkte finden Sie nirgends günstiger.» Mit diesem Slogan warb die Migros vor gut einem Jahr für Budget-Produkte. Und musste sich kurz darauf vom K-Tipp vorrechnen lassen, dass es das Knabbermüesli sehr wohl günstiger gebe. Zum Beispiel bei Aldi und Coop. Deshalb senkte die Migros den Knabbermüesli-Preis ziemlich rasch von Fr. 5.80 auf Fr. 3.70. Doch dabei blieb es nicht. Inzwischen hat die Migros das Rezept vereinfacht: Die Getreidekissen mit Schokoladefüllung sind aus dem Müesli verschwunden. Und das Müesli ist auch nicht mehr sonderlich knusprig.
«Die neue Qualität orientiert sich an den vergleichbaren Produkten», schreibt die Migros dazu. Und: «Wir erachten bei diesem Produkt Knusprigkeit und Sensorik weiterhin als gut.» Überhaupt scheint sich die Migros in gewissen Fällen mehr an der Konkurrenz als an der Kundschaft zu orientieren. So schreibt sie zu den Pausenschnittli: «Für dieses Produkt gibt es bei M-Budget keinen Bedarf, weil bei den Konkurrenten kein vergleichbares Produkt angeboten wird.»
www.coop.ch verdient kein Lob mehr
Im Frühjahr hatte der K-Tipp die Preise von Coop und Migros in den Läden und im Internet verglichen. Der damalige Befund: «Coop hat im Internet fast das gleiche Sortiment wie im Laden.» Das heisst: Der Online-Einkauf war kaum teurer als im Laden. Bei der Migros war das anders. Unter www.leshop.ch, wo die Migros das Internetgeschäft abwickelt, waren viele Produkte der Billiglinie M-Budget nicht erhältlich. Deshalb war der Einkauf bei Leshop.ch 24 Prozent teurer als bei Coop.ch.
Doch inzwischen hat Coop den gleichen Weg eingeschlagen wie die Migros. Von den 25 Prix-Garantie-Produkten, die der K-Tipp damals im Preisvergleich berücksichtigen konnte, ist fast die Hälfte nicht mehr erhältlich. Coop rühmt sich zwar dafür, dass das Billiglinien-Angebot noch immer grösser sei als das von Leshop.ch. Aber Coop muss auch zugeben, dass viele Prix-Garantie-Artikel verschwunden sind. «In der Regel» seien das Produkte mit geringem Umsatz und solche, die sich «zur Lagerung nicht eignen.»
Wie es um den Umsatz steht, kann der K-Tipp nicht beurteilen. Aber das Lagern von Mineralwasser, Papiertaschentüchern und WC-Papier sollte kein Problem sein.